Durchschnittlich 15 Millionen Touristen reisen jährlich zur geografischen Mitte Europas, in die Republik Polen (poln. Rzeczpospolita Polska).
Von der Ostsee im Norden umspült, von Mittel- und Hochgebirgen im
Süden erhöht, vom Bug im Osten und von der Oder im Westen durchflossen,
mehrfach von Nachbarstaaten annektiert, territorial beschnitten und kulturell
unterworfen, erwächst das Land seit der politischen Wende (1989)
und seinem EU-Beitritt (2004) zu neuer Größe.
Sowohl Aktiv- und Erholungsurlauber als auch Kultur- und Heimwehtouristen
erliegen zunehmend den kulturellen und landschaftlichen Reizen Polens
- lässt man sich denn ein auf diesen wundersamen, teils geschliffenen,
teils unberührten Juwel, auf diese Achse zwischen Gestern und Morgen,
zwischen Fortschritt und Tradition...
Infolge der Gebietsreform von 1999 gliedert sich das Land heute in 16 Woiwodschaften. Trotz ihres altstädtischen Weltkulturerbes gotischer, barocker und klassizistischer Prachtbauten dient die Hauptstadt Warszawa vielen Touristen lediglich als Wegweiser zu attraktiveren Zielen wie das südländisch wirkende Kraków oder das mittelalterliche Gdansk.
Aufgrund des komplexen Übernachtungs-, Gastronomie- und Unterhaltungsgewerbes
konzentriert sich der Fremdenverkehr zwar überwiegend auf Städte
und Kurorte. Aufblühendes Interesse gebührt andererseits Polens
mannigfaltiger Natur und agrotouristischen Urlaubsformen. Insbesondere
deutsche Feriengäste entdecken die polnische
Ostseeküste mit ihren goldsandigen Stränden und renommierten
Seebädern als Alternative zu den heimischen Ufern. Tausende romantische
Seen wie die Masurische Seenplatte,
weitläufige Flüsse und ausgedehnte Wälder säumen die
idyllischen Wander-, Rad- und Reitstrecken der nordpolnischen bis mittelpolnischen
Ebene.
Zahlreiche Nationalparks und Landschaftsschutzdistrikte, etwa die Wanderdünen
im Slowinski Park Narodowy,
der letzte europäische Tiefland-Urwald Puszcza
Bialowieska oder der kleinpolnische Dunajec-Durchbruch, offenbaren
nicht nur ein enormes Tier- und Pflanzenspektrum, sondern hüten außerdem
erstaunliche Naturdenkmäler, darunter einige jahrhundertealte Eichen,
bizarre Felsformationen und Tropfsteinhöhlen.
Ein rauerer Charakter bestimmt Südpolen angesichts der drei Gebirgszüge
Karpaten, Sudeten und Heiligkreuzgebirge (Góry
Swietokrzyskie), deren Gipfel individuell über schroffe Abhänge
oder sanfte Almen, über tiefe Schluchten oder samtene Täler
ragen. Saisonungebunden beherbergt das beliebte Ski- und Kletterrevier
mit vereinzelt alpinem Gepräge ansteigende Touristenströme.
Kurgäste schöpfen Kraft aus den hiesigen Heilquellen, während
Kulturfreunde beispielsweise entlang der Ikonenroute die urtümlichen
Dörfer des mystischen Bieszczady-Gebirges erkunden. Orthodoxe Holzkirchen
kolorieren die pittoreske Landschaft und setzen zugleich ein Zeichen für
die unterschiedlichen innerpolnischen Volksgruppen.
Ob nun zu Berge oder zu ebener Erde, an Gewässern oder ringsum historischer Marktplätze, die Spuren der nationalen und fremdländisch beeinflussten Vergangenheit scheinen allgegenwärtig. Mächtige Burgen und Ruinen, repräsentative Paläste in herrlichen Gärten sowie Sakralbauten verschiedenster Architekturstile überdauern vielerorts als Vermächtnisse der polnischen Kulturgeschichte und faszinieren ihre Betrachter mit kostbarem Inventar.
Leibhaftiger als in den ethnographischen und archäologischen Museen zeigt sich die polnische Identität auf den traditionellen Festen und in der modernen Kultur- und Kunstszene. Unter Wahrung ideeller Werte und religiöser Wurzeln, bei couragierter Konfrontation mit historischen Schatten und gesellschaftlichen Schranken, blickt Polen schließlich ins Auge seiner wirtschaftlichen Chance und empfängt seine Gäste mit einer ungetrübt authentischen Herzlichkeit.