Bereits um 2000 vor Christus ließen sich Siedler im Gebiet der heutigen Stadt Przemysl (68.000 Einwohner) am Fluss San nieder, welche zwischenzeitlich unterschiedlichste Völker beheimatete.
Welches Gebilde könnte diese kulturellen Strömungen der Ostslawen, Österreicher, Deutschen und Juden besser symbolisieren als das pittoreske Bahnhofsgebäude aus der österreichischen Neorenaissance? Begünstigt durch den nahen Grenzübergang Medyka bestehen polnisch-ukrainische Handelsbeziehungen bis in die Gegenwart.
Kenner der europäischen Wehranlagen mögen im Hinblick auf die
Przemysler Festung mit einem Auge zu jener des französischen
Verdun schielen. In der hochmittelalterlichen Burg hielt derweil das Stadttheater
Einzug.
Eine erhebliche Präsenz in der bischöflichen Stadt figuriert
zugleich die Kirche durch ihre zahlreichen Gotteshäuser wie die barocke
St. Johannes-Kathedrale, die griechisch-katholische Kathedrale
(Jesuitenkirche), das barocke Karmeliterkloster, die Franziskanerkirche
mit barockem Uhrenturm, die Benediktinerinnenkirche und die Reformatenkirche.
Ebenso wirkt sie im ethnographischen und künstlerischen Auftrag im
Diözesanmuseum (Sakralkunst), im Regionalmuseum (Ikonensammlung,
Trachten) und im Museum für Glocken und Pfeifen.
Profaner begreift sich das Nationalmuseum des Przemysler Landes, während etliche Galerien und Jazz-Festivals die Przemysler Kulturszene modernisieren. Etwas exzentrisch unter den polnischen Marktplätzen wölbt sich der Rynek ohne Rathaus und ohne eindeutigen Abschluss, stattdessen mit Bäumen begrünt.
Trotz seiner fragwürdigen Planlosigkeit vereint der belebte Marktplatz von Przemysl andererseits alle altstädtischen Straßen in seiner Mitte. Reisewege aus der Stadt hinaus führen beispielsweise zum Paclawer Kalvarienberg (Kalwaria Paclawska) und ins hübsche Posada Rybotycka, wo sich mit der Wehrkirche des Heiligen Onufry (15. Jh.) die älteste russisch-orthodoxe Kirche Polens befindet.
Besinnlichkeit inmitten von Tausenden heimischen und exotischen Pflanzen vermittelt auch der botanische Garten in Bolestraszyce.